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Tagebuch- Eintrag 4: Depressiv ... Erinnerungen, die mich traurig machen, die ab und zu hochkommen!


Hallo Leute,

also ich muss sagen. dass es mir gerade relativ scheiße geht. "Dezent" Scheiße. Ich habe zwar keine Stimmen und auch sonst keine sonderlich aufdringlichen Positivsymptome aber ich denke, dass hier eher die Bipolarität gerade am Werk ist, und nicht so sehr der schizophrene Teil. Ich war nämlich vorhin, also heute Mittag, fast schon euphorisch. So richtig happy. Ich hatte so einen richtigen Adrenalinkick. Pure Motivation und von wegen "ich kann alles schaffen" usw. ... also manisch, könnte man schon sagen. Aber dann war nur eine kleine Kleinigkeit nicht ganz so, wie ich es geplant habe, und ich bin total abgestürzt und hatte erstmal nen Nervenzusammenbruch vom Feinsten.

Das mit den "Dingen außer Plan" ist auch so ein Problem bei mir bzw. für mich. Ich bin da etwas autistisch veranlagt. Wenn ich etwas geplant habe ... z.B. den Tagesablauf, und da kommt dann etwas Unvorhergesehenes dazwischen, komme ich schnell an die Grenzen meiner Belastbarkeit.

Das ist einfach dann zu viel für mich, wenn es nicht nach Plan läuft. Ich schätze, dass ich irgendwie wenigstens irgendwo Ordnung brauche. Und wenn schon nicht in meinem Kopf, dann doch wenigstens außerhalb. Versteht ihr? Es ist sowieso oft schon total durcheinander bei mir im Kopf, sodass ich es nicht auch noch ertragen kann, wenn das Einzige, zu dem ich in der Lage war/bin, es ordentlich zu planen, auch noch durcheinander kommt. Das ist schrecklich ... Dann versteht meine Familien wiederum nicht und dann kommen solche Aussagen, wie: "Stell dich doch nicht so an!" ... Aber was soll ich denn tun? ... Ich denke mir immer wieder, wenn Leute solche Sachen sagen, dass DIE erstmal in meiner Haut oder in der Haut des Jenigen, um den es geht, stecken sollten, bevor sie solche Floskeln raushauen. Ich weiß, dass ich gerade sehr hart an der Grenze zum Selbstmitleid stehe. Aber ich bin nur an der Grenze. Ich zerfließe noch nicht darin. Und das werde ich auch nicht. Es geht vorbei. Das gerade ist einfach eine depressive Verstimmung, die vorrüber geht. Mal sehen, wann.

Es macht mich schon traurig, dass sich mein Leben so entwickeln musste und muss. Nur, weil ich mich damit abgefunden und arrangiert habe, krank zu sein (was hab ich sonst für ne Wahl, außer Suzid?! ... Keine! .... richtiiiig), bedeutet das nicht, dass ich mir nicht wünschte, es wäre anders ... und das bedeutet auch nicht, dass es mich nicht belastet. Ich denke oft darüber nach, wie es wäre, wie früher, mit meinen Freunden einfach ganz normal Scheiße zu bauen und rumzublödeln, einfach relativ unbeschwert, so vor Ausbruch der Krankheit. Ich vermisse mein altes Leben schon sehr.

Ich meine, ich habe natürlich auch schon mit 12 und 13 einige Vorsymptome gehabt. Eine Krankheit fängt ja meistens nicht erst mit der Diagnosestellung an, sondern schon vorher. Aber es waren eben nur leichte und vereinzelte Symptome, die keiner, und ich auch nicht, als krankhaft gedeutet hat. Sie waren nicht schlimm, oder so. Der richtige Ausbruch kam ja mit der ersten Psychose mit 14.

Und ab da war kein "altes Leben" mehr da. Ich habe auch "Freunde" verloren, dadurch. Von denen ich jetzt aber wenigstens weiß, dass es GAR KEINE Freunde WAREN. Freunde hauen nicht ab, wenn jemand gerade dann Unterstüzung braucht. Und wenn es sie zu sehr belastet hat, dann hätten sie wenigstens mit mir reden können, oder mir einen Brief schreiben können, wo sie mir erklären, warum sie nicht mehr mit mir befreundet sein wolllen oder können. Ich kann mir vorstellen, dass auch einige Angst vor mir hatten oder haben, weil sie, wie so viele, einfach nicht richtig über diese Krankheit (generell Krankheiten aus diesem Bereich) informiert sind. Dann kann man mir das aber auch mitteilen, und nicht einfach gehen, ohne ein Wort. Das war nicht schön, überhaupt nicht.

Ich bin echt richtig traurig, gerade. Es sind grade einfach so viele Erinnerungen an Früher hochgekommen. Mein Leben war eigentlich schön und lustig. Ich habe das öfter. Dann sitze ich da und denke zwanghaft an all die schönen Momente von vor 4 Jahren und weiter zurück. Und meistens muss ich dann weinen .... und das tu ich im Moment auch. Auch nach 3 Jahren überfällt mich das immer mal wieder. Dann denke ich darüber nach, wie es sein KÖNNTE, WÄRE ich gesund. Und das ist sowas von kontraproduktiv. Wirklich. Es macht mich einfach nur wütend und traurig usw. Und immer, wenn ich eine Zeit habe, in der es mir ganz gut geht, und ich dann auch Mut und Kraft habe und es wage, meine Zukunft ein Stück weit zu planen .... wenn ich dann auch noch so eine Motivation verspüre und denke, ich kann es schaffen ... dann kommt wieder ein Absturz und alles ist wieder weg. Das ist jedes Mal ein Schlag in die Fresse ... und nicht nur einer. Und damit ist es auch ein Schlag ins das Zentrum "Selbstwertgefühl/Selbstachtung" im Herzen. So geschwollen das jetzt auch klingt.

Und ... oh man ey .... glaubt es oder glaubt es nicht, aber: Ich habe vergessen, wie es sich angefühlt hat, gesund zu sein. .... Ich hab`s vergessen!!! .... Einfach vergessen ... da weiß ich jetzt nicht, ob ich heulen oder ironisch lachen soll.

Jetzt auch noch das mit der Schule. Ich kann mir noch so sehr einreden und kann auch noch so sehr "wissen", dass ich krank und nicht dumm oder wertlos bin. Aber mein Herz und meine Gefühle sagen mir .... und auch die Stimmen, die zum Glück heute noch nicht einmal aufgetreten sind ..., dass ich eine Versagerin und dumm bin. Deshalb muss ich auf eine besondere Schule.

Ich weiß, dass ich auf der "Schule für kranke Kinder und Jugendliche" auch mein ABI machen kann. Aber es ist trotzdem ein Rückschlag ... nicht einmal mehr die Regelschule kann ich besuchen bzw. bewältigen. Und ich habe auch einen Schwerbehindertenausweis: 20%, seit einem halben Jahr, ca. ... Und auch das musste ich erstmal verdauen. Dass ich "psychisch/seelisch behindert bin. Ich meine ... Behinderung ist bei psychischen Erkrankungen so ziemlich die letzte Etappe. Also ich glaube, es geht von:

psychische/seelische Probleme------------------------------

-------------------------------> psychische/seelische Behinderung ... glaube ich. Also dazwischen auf dem Strahl gibt es natürlich auch noch "Erkrankung"/"Krankheit". Aber eine Behinderung ist schon von der Bedeutung her ... "fortgeschritten". Ich meine, ich bin jetzt nicht mehr "nur" "krank" !!!!!!? ... ich bin, offiziell, BEHINDERT! ... Das ist schon heftig. Innerhalb von 3 Jahren habe ich das "geschafft".

Naja ... also ich werde jetzt mal hier aufhören und hoffe, dass sich jemand überhaupt diesen Roman hier duchliest. Ist ja doch ganz schön lang geworden ... aber ich musste das einfach loswerden. Danek für`s Lesen ... Ich habe, überigens, für morgen ein "Special" für den Blog geplant. Mal sehen, ob ich diesen PLAN einhalten kann :D ... Wenigstens ist mir gerade WIRKLICH ein kleines Lächeln über die Lippen gehuscht ... Ich werd die Phase überstehen ... wie immer. Kann gut sein, dass es morgen viel besser aussieht.

Gute Nacht, Leute ...


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